Deutschlands „faule Säcke“ werden mit „Füßen getreten“ – Lehrerberuf unbeliebt wie noch nie – 60 Prozent der Lehrer gehen in Frühpension – Kultusministerkonferenz (KMK) abschaffen

In 14 von 16 Bundesländern finden derzeit die Sommerferien statt. Historisch bedingt, aber längst nicht mehr zeitgemäß, leiten die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern erntebedingt als letzte beiden Bundesländer ihre Ferien ein. Schüler und Lehrkräfte haben in dieser Zeit eines zu tun, sich nämlich genau nicht mit dem Thema „Schule“ zu beschäftigen.

Es ist also Zeit vorhanden, um einmal auf den Alltag in den deutschen Schulen zu blicken, jenseits von bildungspolitisch-ideologischen Diskussionen (Chancengleichheit, Schule gegen Gewalt, Schule gegen Rassismus usw.).

Deutschlandweit entsteht der Eindruck, als befänden sich die Bildungsministerien oder die Senatsverwaltungen für Bildung in den Stadtstaaten (Bremen, Berlin, Hamburg) dauerhaft in den „Sommerferien“.

Wer sich die Probleme vor 20 Jahren in den Schulen betrachtet, kommt heute zu dem Schluss, es hat sich an den bildungspolitischen sowie schulischen Fragestellungen kaum bis gar nichts verändern. Erinnert sei an die ekelhafte Toilettensituation in den Grund-, Weiterführenden- sowie Berufsschulen. Die Digitalisierung steht weiterhin aus – Corona hat hier etwas den „Fuß von der Bremse“ nehmen lassen. Es hat den Anschein, dass es in den Schulen wichtiger ist, eine „Toilette für Diverse” einzurichten, anstatt ein schulweites WLAN für den Internetzugang zu implementieren.

Viel schlimmer wirkt neben der Missachtung des Dualen Systems der Berufsausbildung in der Bildungspolitik und der öffentlichen Wahrnehmung die Tatsache, dass kaum noch junge Menschen den Lehrerberuf für sich als attraktiv empfinden.

Die Idee, vormittags recht und nachmittags frei sowie jährlich 12 Wochen „unterrichtsfreie Zeit“ zu haben, lockt viele nicht mehr in die akademische Ausbildung zum Lehrer. Zumal die Frage zu stellen ist, wie lange diese nicht unterrichtende Zeit für Lehrkräfte noch erhalten bleibt? Die Bildungsrückstände durch die inzwischen in Politik und Medien kritisch betrachteten Corona-Maßnahmen der Jahre 2020 und 2021 sowie die zahlreichen analphabetisch gebildeten jungen Menschen aus allen Herren Länder („Flüchtlinge“, „Geflüchtete“, „minderjährige unbegleitete Flüchtlinge“) führen zukünftig dazu, in den Schulen gerade in den Ferienzeiten eine Art „Aufholunterricht“ anzubieten.

Schon jetzt entscheiden sich die Abiturienten mit Top-Noten nicht für ein Lehramtsstudium. Im Gegenteil, sie verlassen nach ihrem Studium sogar die Bundesrepublik Deutschland und verwirklichen ihr berufliches Leben in anderen Ländern. Dort stimmen die „Work-Life-Balance“ und die Arbeitsbedingungen (Anerkennung, Motivation, Wertschätzung).

Während in Deutschland das „Peter-Prinzip“ gilt, werden in anderen Ländern High-Potentials nach ihrem Können gefördert, bewertet und einer Karriere zugeführt. Das „Peter-Prinzip“ besagt, dass jeder solange befördert wird, bis er bei seiner individuellen Inkompetenz angekommen ist. Dieses Prinzip zeigt sich besonders im öffentlichen Dienst, wo es lange nicht mehr nach Leistung, Eignung und Befähigung geht, sondern danach, wer z. B. in den Lehrerzimmern der Schulen in welchen Seilschaften verbunden ist, wer etwa der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) angehört oder wer beispielsweise ein Parteibuch der Partei des öffentlichen Dienstes, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), innehat.

Darüber hinaus zählen das Geschlecht, die Hautfarbe sowie die sexuelle und politische Ausrichtung (Diversität) als Einstellungskriterien sowie als Merkmale für schulinterne Karrieren; soweit im öffentlichen Dienst überhaupt von einer Karriere gesprochen werden kann.

Gerade Funktionsstellen werden in Schulen kaum noch besetzt, weil es für viele rationale Lehrkräfte, die das Schulsystem und die Bildungsverwaltung verstanden haben, gar keinen Sinn ergibt, sich von einer Lehrerstelle der Besoldungsstufe A 13 in die nächst höhere Stufe A 14 befördern zu lassen. Der durchschnittliche Netto-Mehrverdienst von etwa 80 Euro kompensiert die mit der Beförderung verbundene Mehrbelastung in keiner Weise.

U. a. führt die öffentliche Wahrnehmung des Lehrerberufes dazu, dass immer mehr Menschen (junge und solche in der privaten Wirtschaft) großen Abstand von einem Wechsel in eine Schule nehmen.

Wer will schon einen Beruf ergreifen, von dem der ehemalige niedersächsischen Ministerpräsident und spätere SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder die Auffassung vertrat, es handele sich bei Lehrern um „faule Säcke“. Diese Bild hat sich in der gesellschaftlichen Wahrnehmung manifestiert.

Lehrerinnen und Lehrer verfügen über kaum bis nahezu keine Rückendeckung seitens der Schulleitung und ebensowenig von den zuständigen Aufsichtsbehörden (Schulverwaltungen, Bezirksverwaltungen, Ministerien). Lehrkräfte werden mit ihren schulischen Problemen alleine gelassen. Möglicherweise heiraten deswegen so viele Lehrer Lehrerinnen und umgekehrt.

Im Ergebnis brachte die vorgenannte gesellschaftliche Entwicklung zwei zentrale, bis zum heutigen Tag gültige Probleme mit sich:

  1. In Deutschland entstand und entsteht ein erheblicher Lehrkräftemangel in sämtlichen Schulformen!
  2. Die Bildungsministerien und Senatsverwaltungen für Bildung schufen vier verschiedene Lehrertypen, die allesamt ein unterschiedliches Entgelt erhalten!

Die Toplehrer sind die verbeamteten Lehrkräfte, auch Studienräte genannt. Danach folgen die angestellten Lehrerinnen und Lehrer. Daneben wird noch unterrichtendes Personal zwischen den Ferien eingestellt. In den Ferien müssen sich diese Lehrkräfte arbeitslos melden. An vierter Stelle rangieren studentische Hilfskräfte, die während ihres Studiums als gleichermaßen vollwertige Lehrkräfte selbstständigen Unterricht durchführen.

Soweit der Blick auf diejenigen potentiellen Kollegen in den Lehrerzimmern, die dort derzeit vermisst und dringend benötigt werden. Wie verhält es sich aktuell mit den Lehrkräften, die schon lange (bundeslandübergreifend) als Lehrkräfte tätig sind?

Hierzu geben die Hamburger Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) mit dem Titel „Lehrergesundheit. Was hält Lehrkräfte gesund?“ sowie mehrere sozialmedizinische Untersuchungen Auskunft. Die Ergebnisse sind gesellschaftlich alarmierend, frappierend und wirken gesamtgesellschaftlich verstörend.

Hier eine zusammenfassende Übersicht der Erkenntnisse aus den Studien für angestellte und verbeamtete Lehrkräfte:

  1. Der Anteil an krankheitsbedingten Frühpensionierungen bei Lehrkräften liegt jährlich bei etwa 60 Prozent.
  2. Lehrkräften verlassen in der Regel bis zu 10 Jahre vor dem Erreichen des Pensionsalters die Schulen.
  3. Psychische und psychosomatische Erkrankungen bilden die Hauptursachen für die Lehrer-Frühpensionierungen.
  4. Von den Frühpensionierungen sind mehr Lehrerinnen betroffen.
  5. Die pandemiebedingte Mehrbelastungen der Lehrkräfte sowie Spätfolgen individueller Corona-Infektionen erhöhen die Zahl der Frühpensionierungen erheblich.
  6. Jede fünfte heute im Schuldienst tätige Lehrkraft (20 Prozent) gab an, aus gesundheitlichen Gründen in die Frühpension bzw. den Vorruhestand gehen zu müssen.
  7. Die Gründe der „krankmachenden Schulen“ liegen im Zeitdruck, mangelnden Erholungsphasen, permanenter Mehrbelastung (Korrekturen, Prüfungen, Verwaltungsaufgaben) sowie den großen Leistungsunterschieden in der Schülerschaft.
  8. Ein zentrales Motiv, den Schuldienst nicht mehr als Lehrkraft aushalten zu können, liegt in inkompetenten Schulleitungen, die die Lehrkräfte emotional beanspruchen, indem sie weder mitarbeiterorientiert agieren und den Unterricht fördernde Ressourcen zu Verfügung stellen noch sich fürsorglich vor „ihre“ Lehrerinnen und Lehrer stellen. Eine „Pseudo-Hierarchie“ zwischen Schulleitung und Kollegium führt dazu, dass ein in großen Teil emotional unüberwindbarer Graben entsteht, der Lehrkräfte erschöpfen und ausbrennen lässt („Burn-out“, Depression).
  9. Die Personalplanung in den Schulen gehört maximal auf den Prüfstand.

Die vorgenannten neun Punkte offenbaren ein bildungspolitisches Fazit: Deutschlands Lehrkräfte werden systematisch mit „Füßen getreten“.

In vielen Ländern der Welt gilt der Lehrerberuf neben Berufen wie Arzt oder Rechtsanwalt zu den gesellschaftlich angesehensten Berufen. Dort wird kommuniziert, dass es gerade die Lehrkräfte sind, die die jungen Menschen auf ihre individuelle Zukunft, aber auch die volkswirtschaftliche Zukunft sichern. In diesen Ländern bilden die besten der besten eines Jahrgangs die Kinder und Jugendlichen aus.

In Deutschland hingegen verbreiten sich die Eindrücke, dass alle diejenigen den Lehrerberuf ergreifen, die sonst nichts Besseres gefunden haben respektive solche, die es sich im „Beamtenstatus“ gemütlich machen wollen.

Bildungsministerien und Senatsverwaltungen für Bildung in der Bundesrepublik Deutschland, die so vorsätzlich gegen die Interessen des eigenen Landes, seinen jungen Menschen und der eigenen Lehrkräfte handelt, sind in konservativ-bürgerlichen Kreisen nicht mehr tragfähig.

Die Verwaltungsorganisation und –struktur in der Bildung gehört auf den Prüfstand gestellt. Eine Reform der Bildungsverwaltung gehört ebenso auf die politische Agenda, wie eine Zentralisierung der Bildungspolitik und der damit verbundenen Abschaffung des Sekretariates der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK). Die Kultushoheit der Länder gehört abgeschafft!

In diesem Kontext ist Frage zu stellen, welche Funktion und Existenzberechtigung die KMK mit bis zu 300 Mitarbeitern in Bonn und Berlin angesichts der seit 20 Jahren unverändert bestehenden bildungspolitischen Herausforderungen im 21. Jahrhundert noch hat?

Die Bildung gehört zur Chefsache entwickelt. Eine Frage ergibt sich noch, neben den Juristen bilden Lehrer die Hauptberufsgruppe in den deutschen Parlamenten. Der Volksmund sagt: „Die Landtage und der Bundestag werden immer leerer, sind aber immer voller Lehrer!“. Hier zeigt sich neben der hohen Zahl an Frühpensionierungen ein weiterer Fluchtpunkt für Lehrkräfte, dem „schulischen Wahnsinn“ zu entkommen. Eine traurige, tragische und beschämende Entwicklung in der “Bildungsrepublik” Deutschland!

Nicht umsonst ist in der Bundesrepublik Deutschland im Zusammenhang mit der Frage des Fachkräftemangels zu konstatieren: Diejenigen, die in Deutschland hochqualifiziert ausgebildet wurden, verlassen das Land, diejenigen, die ungebildet sind, wandern in die deutsche Volkswirtschaft ein.

Deutschland verfügt nur im Sinne von Bodenschätzen über die “Ressource Mensch“. Das Wissen und das Können der Menschen in Deutschland (“Human-Ressources-Management“) werden konsequent aus den Augen verloren. “Deutschland, das Land der Dichter und Denker” galt einmal.

Diejenigen Menschen ohne Schulabschluss werden mit ihren Karrieren als Vorbilder in diesen Zeiten stilisiert, gerade im politischen Bereich (Kevin Kühnert, Paul Ziemiak, Ricarda Lang, Omid Nouripour, Katrin Göhring-Eckhardt etc.). Dieser Trend ist für Akademiker und Leistungsträger in Deutschland unerträglich.

Wie lange kann das bildungspolitisch und volkswirtschaftlich für die Bundesrepublik Deutschland noch gut gehen?


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