Deutschland genießt im Ausland den zweifelhaften Ruf des „Moralweltmeisters“. Gemeint ist damit nicht nur das Streben, dass am Deutschen Wesen gefälligst die Welt genesen solle, sondern auch die zunehmend negativen Auswirkungen auf Dritte, die die praktischen Folgen der institutionalisierten deutschen Besserwisserei sind.
Deutsche sollen „Bio“-Kraftstoff tanken, also muss auf anderen Erdteilen unberührter Urwald Palmöl-Plantagen weichen. Deutsche machen aus Lebensmitteln „Bio“-Gas, also kauft man auf dem Weltmarkt den Ärmsten der Armen ihre Grundnahrungsmittel weg und sorgt für Preisanstiege bei Mais. Deutschland will „Bio“ Obst und Gemüse, also sorgt man für sinkende Flächenerträge trotz steigender Weltbevölkerung. Deutschland will „saubere“ Energie produzieren, also macht man sich abhängig von Sonne und Wind fürs gute Gewissen und verlässt sich ansonsten auf Kohlestrom aus Polen oder Atomstrom aus Frankreich, wenn die „Erneuerbaren“ mal wieder Pause machen.
Da wundert es einen nicht, das auch eine vermeintliche Hilfsorganisation wie „Aktion Deutschland hilft“ nicht die schnelle Hilfe von Menschen im Sinn hat, deren Existenzgrundlage durch eine Katastrophe vernichtet wurde.
Nein, in Deutschland muss auch das Sammeln von Spenden für notleidende Menschen den Maßstäben von sich moralisch erhaben wähnenden Gutmenschen genügen. Ohne erhobenen Zeigefinger geht es nicht.
So hat das Spendensammlerbündnis „Aktion Deutschland hilft“ mit Verweis auf die eigenen Leitlinien eine Spende in von Höhe von 15.000 Euro abgelehnt. Das moralisch „Verwerfliche“ an dem Geld: Es stammt von der Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch, die Hälfte davon direkt von der Belegschaft. Also die Firma, die viele Landespolizeien in Deutschland mit Faustfeuerwaffen und Maschinenpistolen ausrüstet. Die gleiche Firma, die die Bundeswehr seit Jahrzehnten mit den Handfeuerwaffen ausrüstet, mit denen bis vor ein paar Wochen noch – angeblich – unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt wurde. Ein Unternehmen, das in Deutschland gut bezahlte Industriearbeitsplätze schaffte und Steuern zahlt.
Eine Antwort des Bündnisses auf eine entsprechende Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigte: Das Nein zur Spende ist grundsätzlicher Natur – um Heckler & Koch im Einzelnen geht es nicht. In den ethischen Leitlinien für Firmenspenden an die “Aktion Deutschland Hilft” heißt es unter anderem: “Das Unternehmen stellt weder Kriegswaffen her oder verbreitet sie.” Entsprechend dieser Leitlinien behalte man sich das Recht vor, Spenden zurückzuweisen, sagte eine Sprecherin.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/heckler-und-koch-spende-abgelehnt-100.html
Heckler & Koch darf also Arbeitsplätze schaffen und Steuer zahlen. Mit Waffen von Heckler & Koch werden ehemalige Bundespräsident wie Horst Köhler und aktuelle Bundesaußenminister wie Heiko Maas geschützt. Ihreszeichen Schirmherr bzw. Kuratoriumsvorsitzender von „Aktion Deutschland hilft“.
Steuern nimmt man gerne von Heckler & Koch, nur keine Spenden. Das kann man „ethisch nicht vertreten“. Das eigene Ego, die eigene Gutmenschlichkeit in der wohligen Wärme des Elfenbeinturms steht über dem Schicksal von Menschen, die alles verloren haben und für jeden Euro dankbar sind. Die Opfer der Hochwasserkatastrophe vom Ahrtal konnten sich nicht darauf verlassen, dass sie rechtzeitig von den Verantwortlichen gewarnt wurden. Aber sie können sich wenigstens sicher sein, dass man denen Steine in den Weg legt, die helfen wollen, die Folgen des Versagens staatlicher Institutionen zu beheben.
Als Opfer einer Naturkatastrophe hat man eben Pech gehabt im Moralweltmeisterland, das immer zuerst den Rest der Welt retten muss.
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