Die deutsche Berichterstattung über den Massenmord in einem Supermarkt in Boulder, Colorado ist äußerst zurückhaltend. Nur die in den Vordergrund gerückte, obligatorische Forderung der US-Demokraten, die Waffengesetze zu verschärfen und gefährlich aussehende Gewehre zu verbieten, erinnert an die übliche Betroffenheits-Folklore.
Das dürfte in der Person des Spinners liegen, der wahllos zehn Menschen tötete. Laut New York Post handelt es sich bei dem Täter erneut nicht um den so häufig als Klischee bemühten alten, wütenden weißen Mann, der Trump unterstützt und der NRA angehört. Statt dessen ist der Mörder ein 21-Jähriger mit syrischen Wurzeln, der wohl, so die Angaben aus seinem Umfeld, in der Vergangenheit durch unkontrollierte Wutausbrüche aufgefallen ist. Auch lassen seine Kommentare in sozialen Netzwerken darauf schließen, dass er sich sich überwacht fühlte.
Dieser Hang zur Paranoia erinnert an den Täter von Hanau, dem zwar seitens der Fachärzte eine paranoide Schizophrenie attestiert wurde, diese schwere psychische Erkrankung von Politik und Medien weitestgehend weggewischt wird. Man wollte den “richtigen” Täter, der aus den “richtigen” Motiven mordete. So wie in Hanau, so wie in Christchurch.
Im Fall von Ahmad A. dürfte das anders sein. Weder Täter noch Opfer oder Motiv lassen sich im Kampf gegen das als vermeintliche Wurzel allen Übels so gerne angeprangerte alte, weiße Amerika instrumentalisieren. Es ist nicht die Art von Täter, den man dem deutschen Publikum so gerne präsentieren möchte. So wird man sich auf die übliche Agitation gegen US-Waffengesetze beschränken und sich weiter laienhaft an angeblichen “Sturmgewehren” abarbeiten, die man wegen reinen Äußerlichkeiten verbieten möchte.
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