Das deutsch-iranische Problem: Der Fall Sharmahd

1962 kam der Iraner Jamshid Sharmahd nach Deutschland und wurde 1995 eingebürgert. Er besitzt seither die deutsche sowie die iranische Staatsbürgerschaft. 2006 verlagerte Sharmahd seinen Wohnsitz in die USA. Er betätigte sich dort über einen längeren Zeitraum als Regimekritiker. Warum er vor diesem Hintergrund aber das für ihn sichere Amerika verließ und das arabische Dubai aufsuchen musste, bleibt unverständlich. Iranische Staatsorgane entführten Sharmahd von dort und nun steht er im Iran vor Gericht. Ihm wird zur Last gelegt, 2008 an einem Anschlag auf eine Moschee im iranischen Schiras beteiligt gewesen zu sein.

Neuerdings konfrontierte das Gericht Sharmahd mit Dutzenden neuen Vorwürfen – etwa die Planung von Anschlägen oder Kooperation mit Israel. Gewiss ist das alles schlimm. Aber die Frage stellt sich schon, welchen zusätzlichen Ärger sich Deutschland mit der Einbürgerung dieses Mannes „an Land gezogen“ hat. Ein Leserbriefschreiber in der Tageszeitung „Welt“ kommentiert: „So schlimm das ist, frage ich mich, warum Deutschland dafür verantwortlich sein soll? Dieser Mann lebte vor seiner Entführung (genau wie die Tochter) in den USA. Sich jetzt auf die deutsche Staatsbürgerschaft zu berufen, ist da aus meiner Sicht etwas fadenscheinig.“ Ein anderer Leser meint: „Deutschland ist nicht für alle Verfehlungen und alles Elend der Welt zuständig. Bitte an die USA, Saudi-Arabien, Dubai oder sonst wohin wenden!“

Verständlicherweise ist die Tochter Sharmahds in Sorge und fordert ein Eingreifen Deutschlands zu Gunsten ihres Vaters. Aber die Bundesaußenministerin hat andere Sorgen: „Endsieg“ der Ukraine über Russland, Schulmeistern Griechenlands wegen der Sicherung seiner Grenzen und angeblich illegalen „Push Backs“, Belehrung Erdogans in Ankara, Klima-Krise, feministische Außenpolitik und so weiter.

Der ehemalige Außenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) hätte vielleicht im Iran mit Scheckbuch und stiller Diplomatie Erfolg gehabt. Aber warum sollte man in Teheran ausgerechnet Frau Baerbock mit ihren ganzen intellektuellen Fehlleistungen von „Kobold“ bis „Tierpanzern“ ernst nehmen? Frank Schwabe, menschenrechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, schimpft: „Der Iran muss spüren, welche Bedeutung insbesondere dieser Fall für die deutsch-iranischen Beziehungen hat.“

Gazelle Sharmahd, die Tochter des Inhaftierten, beschimpfte den Iran derweil als „Terrorregime“ und postulierte: „Über Menschenrechtsverletzungen zu schweigen, bedeutet Mitschuld.“ Laut Amnesty International folgen nach China und dem Iran die Länder Ägypten (83 bekannte Fälle), Saudi-Arabien (65) mit Vollstreckungen der Todesstrafe. Da die beiden letzteren aber „Verbündete“ des Westens sind und Deutschland Öl und Gas liefern oder liefern sollen, hält sich die deutsche Kritik in diesen Fällen in sehr überschaubaren Grenzen.


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