Nicola Beer, Katja Suding und Lencke Wischhusen (ehemals Steiner) standen in der außerparlamentarischen Zeit der Freien Demokraten (FDP) als „Drei Engel für Lindner“ an der Seite des Parteivorsitzenden Christian Lindner. Schon Lindners Vorgänger im Amt, Dr. Guido Westerwelle, erkannte den Charme attraktiver Frauen. So unterstützte dieser die damals frisch gewählte Hamburger liberale Spitzenkandidatin Katja Suding. Sodann erfanden Journalisten den plakativen Titel für Suding, nämlich „Westerwelles next Topmodel“. Nicola Beer wirkt weit weg von den Medien im Europäischen Parlament. Dort nimmt keiner von ihr großartig Notiz.
Die Entwicklungen hinsichtlich der Karriere der prominenten Hamburger Spitzenpolitikerin Suding können in ihrem aktuellen Buch „Reißlinie“ nachgelesen werden. Ausdrücklich soll es in dem Buch nicht um eine Abrechnung mit der FDP oder gar mit Parteifreunden gehen. Dennoch lässt der Subtext deutliche Rückschlüsse auf das zu, was Suding im Buch einen dicken „Schutzpanzer“ nennt, der bei den Freien Demokraten – gerade für Frauen – vonnöten ist. Final zog sich Katja Suding aus der Politik zurück, nachdem die Ehe scheiterte, sie im Ergebnis „den Boden unter den Füßen“ verlor und sich nun auf den Weg macht, sich neu zu erfinden, zu definieren und einen neuen Weg zu gehen.
Nun beendet ein weiterer „Engel für Lindner“ die politische Karriere. Die Bremer FDP-Fraktionsvorsitzende Lencke Wischhusen zieht sich nach der kommenden Bürgerschaftswahl im Mai 2023 aus der aktiven Politik zurück. Wischhusen, bekannt aus der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ sowie aufgrund ihrer quirligen Art, hat eine zweijährige Tochter und pendelt zwischen Bremen und Berlin. Darüber hinaus ist die 36-jährige Diplom-Kauffrau Gesellschafterin eines Bremer Verpackungsunternehmens, das familiengeführt ist.
Böse Zungen behaupten, der Schritt aus der Politik könnte auch aufgrund der Nichtberücksichtigung Wischhusens bei der Besetzung der aktuellen Bundesregierung zu tun haben. Die Bremer FDP-Politikerin hat sich bei Parteichef Lindner in Misskredit gebracht, gerade in der Zeit, als Christian Lindner selbst wegen der Affäre „Kemmerich“ strauchelte. Dies wirkte sich mutmaßlich bei der Besetzung möglicher Staatssekretärsposten aus. Dort hätte Lencke Wischhusen sicherlich als aktive Unternehmerin wirken können. Somit endete hier die für Wischhusen zentrale Motivation des politischen Gestaltens. In der Bremer Opposition ist dies kaum mehr möglich, in der Zukunft in anderen Funktionen schon. Wischhusen ist anders als andere Politiker jung, erfahren und unternehmerisch kompetent.
Für die Bremer FDP wird es nun eng, einen exponierten Spitzenkandidaten aus dem Hut zu zaubern. Die aktuelle Bürgerschaftsfraktion kommt personell etwas dröge daher. Der Bremerhavener Professor Hauke Hilz sowie der Bremer Abgeordnete Dr. Magnus Buhlert wirken verstaubt. Buhlert zeichnet sich durch eine pastorale Rhetorik in den Bürgerschaftsdebatten aus. Ein anderes Fraktionsmitglied wechselte von der CDU zur FDP. Für die Bürgerschaftswahl 2023 könnte es für die FPD wieder einmal knapp werden.
In der Ampelkoalition leidet das Image der Freien Demokraten ebenso. Der traditionell im Kontext der FDP gebrauchte Begriff des „Wendehalses“ macht sich wieder breit. Der FDP-Bundesvorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner zeichnet sich in seinem Ministeramt nicht durch eine liberale Handschrift aus.
Es könnte sich die politische Regierungszeit in der Koalition mit der CDU zwischen 2009 und 2013 für die FDP wiederholen. Dort wurden die Liberalen von der CDU vereinnahmt, ausgebrannt und schließlich in die außerparlamentarische Opposition verbracht. Sie folgen aus dem Deutschen Bundestag.
Schafft es die FDP, weitere neue „Engel für Lindner“ zu finden? Spannend bleibt es. Für Konservative wird die FDP weiter profillos, gibt sie sich doch in der Ampelkoalition farblos. Die Aufgabe eigener Positionen kommt beim Wähler nicht gut an. Dann lieber „Ohne FDP im Bundestag als mit den Liberalen im Parlament“. Haben Katja Suding und Lencke Wischhusen diese Zeichen schon erkannt und suchen sich rechtzeitig neue Betätigungsfelder, bevor sie politisch und persönlich verbrannt sind? Im Saarland ist die FDP bereits aus dem Landtag geflogen.
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