Eine Woche vor der Bundestagswahl gibt die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) noch einmal alles. Regieren oder opponieren lautet die Frage für die CDU. Die Umfragen deuten nach 16 Jahren Dr. Angela Merkel die Oppositionsbänke für die Union an. Gebetsmühlenartig weist Kanzlerkandidat Armin Laschet auf die „Richtungsentscheidung“ bei der Bundestagswahl hin.
Die alte Devise „Freund, Feind, Parteifreund“ erlebt der Unions-Kanzlerkandidat in diesem Bundestagswahlkampf hautnah. Seine eigenen CDU-Leute sind es, die ihm das Leben erschweren, allen voran der Bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Dr. Markus Söder. Auf dem CSU-Parteitag wurde „Geschlossenheit“ bis zum Wahltag vom CSU-Chef Söder „verordnet“. Doch reicht das aus?
Die CDU-Eminenzen, inzwischen sehr grau geworden, waren es, die Armin Laschet als Kanzlerkandidaten durchsetzen. Zu diesem Kreis gehören an vorderster Front Dr. Wolfgang Schäuble und Volker Bouffier (hessischer Ministerpräsident). Gegen die Basis, gegen die Mitglieder und gegen die Umfragen setzen diese von der Öffentlichkeit abgeschirmt „ihren“ Kandidaten Laschet durch. Markus Söder durfte es nach deren Meinung nicht werden, dieser sei der CDU und schließlich den Wählerinnen und Wählern nicht zu vermitteln.
Die aktuellen Umfragen sprechen eine deutliche Sprache. Landet die Union am 26. September 2021 in der Opposition, so beginnt der „Wetzen der Messer“. Die grauen Eminenzen werden sich verantworten müssen. Die CDU-Mitglieder werden ihren Unmut über die „Parteifunktionäre“ in Berlin noch weiter äußern. Die Funktionäre waren es am Ende, die Armin Laschet gegen Friedrich Merz und Dr. Norbert Röttgen als Bundesvorsitzenden ihrer Partei wählten. Als Liebling der Basis galt schon damals nicht der nordrhein-westfälische Ministerpräsident, sondern Friedrich Merz. Die Rechnung für diese offenkundige Fehlentscheidung präsentiert der Wähler am Tag der Bundestagswahl.
Ebenso der Vorsitzende der Jungen Union (JU) Tilman Kuban kennt die Art der Berliner Funktionäre. Nicht er, sondern ein JU-Kandidat aus Nordrhein-Westfalen sollte übergangsweise die CDU-Nachwuchsorganisation führen. Kuban erkannte das und verbündete sich mit der Basis. Das Ende ist klar: Tilman Kuban wurde neuer JU-Chef nach Paul Ziemiak.
Landet die CDU in der Opposition, dann wird sich die Partei den realen Gegebenheiten stellen müssen. Das bedeutet sodann das Ende der Gremienentscheidungen hinter geschlossenen Türen. Der Bundesvorstand der CDU wird dann keine Entscheidungen den Mitgliedern und der Bundestagsfraktion oktroyieren können. Ortsverbände, Kreisverbände und Landesverbände werden das fordern, was die CSU schon seit Jahren lebt: eine Basispolitik. Die Basis der CDU wurde vor und im Bundestagswahlkampf total ausgeklammert.
Bei der Kandidatenaufstellung innerhalb der CDU galt das Motto „Hauptsache den Frauenanteil erhöhen“. Bei genauer Betrachtung fällt die Dominanz weiblicher Kandidaten auf. Sind diese tatsächlich diejenigen, die in großer Zahl die Stimmen in den Wahlkreisen für die CDU einfahren? Die Zahl der Direktmandate für die CDU wird es am 26.09.2021 zeigen.
Die Quittung folgt sofort: Frustrierte Parteimitglieder verweigern ihr Engagement im Wahlkampf, sie arbeiten zum Teil sogar gegen die Partei und ihre Kandidaten, besonders in den Sozialen Medien (Facebook und Co).
Mit der Bundestagswahl könnte sogar das Ende der CDU als Volkspartei besiegelt werden. Ein trauriges Bild, das die CDU in diesen Tagen abgibt. Konservative Wählerinnen und Wähler fühlen sich von der Christlich Demokratischen Union Deutschlands jedenfalls nicht mehr angesprochen. Das ist Dr. Angela Merkel in ihren 16 Jahren als Bundeskanzlerin und langjährigen CDU-Vorsitzenden überaus gelungen.
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