Nach dem Willen der Bundesregierung sollen sich alle Impfberechtigten auch impfen lassen. In der Folge erhöht die Regierung Schritt für Schritt den Druck auf die „Impfunwilligen“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ruft wiederholt zum Impfen auf. Via Twitter äußerte er: „Bei der Inzidenz und auf Intensivstationen sehen wir: Wir erleben eine anwachsende Pandemie der Ungeimpften. Alle, die können, sollten sich ihren Schutz holen!“
Bisher sind in der Bundesrepublik laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) 61,4 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Circa 54,8 Millionen Menschen haben inzwischen mindestens eine Impfung bekommen. Das entspricht einer Quote von 65,9 Prozent.
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) rief die Bevölkerung ebenso eindringlich auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. „Sie leisten damit für sich und unsere gesamte Gesellschaft einen ganz wichtigen Beitrag, den Weg aus dieser Pandemie zu finden“, begründete die Bundeskanzlerin im Deutschen Bundestag ihre Forderung.
Parallel konnte sie sich einen Seitenhieb auf den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz nicht verkneifen: „Natürlich war und ist niemand von uns beim Impfen in irgendeiner Form ein Versuchskaninchen“, versicherte die Kanzlerin. Olaf Scholz (SPD) hatte in der vergangenen Woche in einem Radio-Interview gesagt: „50 Millionen sind jetzt zweimal geimpft. Wir waren ja alle die Versuchskaninchen für diejenigen, die bisher abgewartet haben. Deshalb sage ich als einer dieser 50 Millionen – es ist gut gegangen! Bitte macht mit.“
Tatsächlich haben alle Impfstoffe in Deutschland die notwendigen Phasen der klinischen Prüfung und alle Zulassungsverfahren wie gefordert durchlaufen. Vor diesem Hintergrund forderte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Annette Widmann-Mauz (CDU) „alle Kräfte“ zu mobilisieren, um die Impfbereitschaft in der gesamten Bevölkerung zu erhöhen. Die Menschen müssten dort erreicht werden, wo sie sich tatsächlich aufhalten, beim Einkaufen, beim Arzt, in der Apotheke oder eben im Integrationskurs.
Die Integrationsbeauftragte will Integrationskurse nutzen, um die Corona-Impfquote in der Zielgruppe zu steigern. „Integrationskurse müssen genutzt werden, um über die Corona-Schutzimpfung aufzuklären und ein niedrigschwelliges Impfangebot zu machen“, erläutert die CDU-Politikerin ihr Vorgehen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie das gelingen kann, vom Hinweis auf den Impfbus vor der Tür, über die Kooperation mit kommunalen Impfangeboten, bis hin zur Impfärztin, die direkt den Kurs besucht.” Gerade in der Zielgruppe ist die Impfbereitschaft sehr gering ausgeprägt.
Ältere Bürger sollen bald eine so genannte „Booster-Impfung“ bekommen. Für diese Altersgruppe ist das Risiko einer COVID-19-Erkrankung signifikant erhöht. Dementsprechend gibt es für diese Menschen eine vorsorgliche Auffrischimpfung (eine dritte Impfung). Innerhalb der „Ständigen Impfkommission“ (STIKO) herrscht aktuell eine heftige Diskussion darüber, ob und wenn ja wie eine Auffrischungsimpfung erfolgen soll.
Die hohe Ansteckungsgefahr durch die Delta-Variante verhindert aktuell die Rückkehr zur „Normalität“. Delta führe dazu, „dass quasi diese 30 Millionen, die jetzt nicht, noch nicht geimpft sind, eine so hohe vierte Welle erzeugen können, wenn wir nicht im Herbst weiter vorsichtig sind, dass am Ende die Krankenhäuser wieder anfangen, geplante OPs abzusagen“, beschreibt Kanzleramtsminister Prof. Helge Braun die aktuelle Situation. Besonders hob Minister Braun hervor, dass eine Absage einer geplanten Hüft-OP eines Geimpften nicht stattfinden darf, weil wir Freiheiten für Ungeimpfte haben.
Laut RIKI sind im Land Bremen 76,0 Prozent der Menschen erstgeimpft. Damit steht Bremen an der Spitze aller Bundesländer. Ebenso zählt der Stadtstaat mit 71,4 Prozent den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Am Ende der Rangliste steht das Land Sachsen. Dort sind lediglich 55,6 Prozent der dort lebenden Menschen erstgeimpft. 52,4 Prozent der Sachsen sind vollständig geimpft.
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