“Lautstarker Protest” gegen Lichtgewehrschießen: Die scheinheiligen Hypermoralisten von Krefeld

Es ist gerade mal drei Wochen her, da hyperventilierte die geballte Medienblase angesichts eines nicht in den Farben des Regenbogens illuminierten Münchner Fußballstadions. Der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zeigte Haltung bzw. bunte Binde, auch der gratismutige Kniefall von Wembley trieb dem vereinigten deutschen Haltungsbürgertum Tränen der Rührung in der Auge. Wir sind nun mal weltoffen, bunt und tolerant.

Zumindest sieht man sich so. Und natürlich kommt es immer darauf an, gegenüber wem oder was man weltoffen, bunt oder tolerant ist.

Hat man dagegen das Pech, ein Krefelder Schützenverein zu sein, der Kinder und Jugendliche im Rahmen einer Freizeitaktivität mit Lichtimpulsgeräten blinken lässt, dann ist es schlagartig mit der Toleranz vorbei:

Am 6. Juli erschien unter der Überschrift “Schützen buhlen um Nachwuchs” ein Artikel in der “Westdeutschen Zeitung”, bei dem es um eine gemeinsame Ferienaktion mit der “Bürgerstiftung Krefeld” ging.

Doch die Abteilungen in den Sportvereinen haben es schwer, Nachwuchs zu finden für diese Passion. Es mangelt an jüngeren Mitgliedern. Mit einer Ferienaktion möchte sie zusammen mit der Bürgerstiftung Krefeld vor allem Kinder für das Schießen interessieren. Mit einem Lichtgewehr können diese am Mittwoch, 14., und Donnerstag, 15. Juli, im Bootshaus am Stadtwaldweiher auf Punkte zielen und den Abzug drücken. Auch Eckehard Graaf, Jugendleiter vom Bürgerschützenverein Hüls, ist unterstützend dabei. „Es besteht keine Verletzungsgefahr. Wir zielen nicht auf Lebewesen“, kommt Leigraf möglichen Kritikern zuvor, die das Heranführen von Kindern und den Gebrauch von Schusswaffen nicht gut heißen. „Zu Hause nutzen die Kinder Ballerspiele oft ohne Aufsicht. Da geschieht doch Verrohung im Kinderzimmer“, entgegnet Leigraf: „Hier schießen wir nur auf tote Ziele.“

https://www.wz.de/nrw/krefeld/sportschuetzen-buhlen-um-nachwuchs_aid-60796511

Genau einen Tag dauerte es, bis diese “mögliche Kritiker” mobil gemacht hatten und man dies in der gleichen Zeitung lesen konnte (Paywall):

Krefeld Die Bürgerstiftung bietet gemeinsam mit der Stadt-Schützenkönigin in Krefeld eine Ferienaktion an, bei der sie Kinder für das Schießen im Verein interessieren wollen. Die Retter des Bootshauses fürchten hingegen eine Verharmlosung von Waffen.

https://www.wz.de/nrw/krefeld/krefeld-ferienaktion-mit-lichtgewehr-fuer-kinder-sorgt-fuer-kritik_aid-60873701

Am 8. Juli, also nur zwei Tage nach der Ankündigung, lautete die Schlagzeile dann “Bürgerstiftung sagt Schießübungen für Kinder ab”. (Paywall)

Krefeld Die Bürgerstiftung Krefeld hat das im Bootshaus im Stadtwald geplante Übungsschießen für Kinder abgesagt. Zuvor hatte es lautstarken Protest gegeben.

https://www.wz.de/nrw/krefeld/krefeld-buergerstiftung-sagt-schiessuebungen-fuer-kinder-im-bootshaus-ab-nach-kritik_aid-60939185

“Schießübungen”, “Verharmlosung von Waffen”, “Umstrittene Ferienaktion” – Framing vom Feinsten. Ein harmloses und ungefährliches Freizeitvergnügen für Kinder wird von selbsternannten Tugendwächtern, pardon, den “Rettern des Bootshauses”, geradezu zu einer moralisch verwerflichen Handlung hochskandalisiert. So, als ob es um eine vormilitärischen Ausbildung oder um ein Feriencamp mit simulierten Erschießungen für den Hamas-Nachwuchs gehen würde.

Eine schallende Ohrfeige nicht nur für den betroffenen Krefelder Schützenverein, sondern für alle Sportschützen in Deutschland. Von denen alleine fast 1,4 Millionen im Deutschen Schützenbund organisiert sind – mehr, als alle im Bundestag vertretenen Parteien zusammen Mitglieder auf sich vereinen. Aber leider steht nicht zu erwarten, dass der zuständige Landesverband oder gar der Dachverband in die Öffentlichkeit gehen und diese diskriminierende und diffamierende Verhalten gegenüber ihrem Mitgliedsverein thematisieren. Und die Toleranz und das Verständnis einfordern, mit der hierzulande alles und jeder rechnen kann. Nur eben nicht ein Schützenverein in Krefeld, an dem man sich so schön abarbeiten kann, weil man eben ganz genau weiß, dass die sich bestimmt nicht wehren werden.

Videotipp:
Ken von Gunvlog zum gleichen Thema

Titelbild: Screenshot https://www.wz.de/nrw/krefeld/krefeld-buergerstiftung-sagt-schiessuebungen-fuer-kinder-im-bootshaus-ab-nach-kritik_aid-60939185


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Über den Autor

Benedikt Krainz
Boomer, Sportschütze, Blogger, Hobby-Waffenlobby-Aktivist. Staatlich regelmäßig überprüft hinsichtlich Zuverlässigkeit, persönlicher Eignung und neuerdings Verfassungstreue.

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