Das Staatsfernsehen nimmt seinen „Erziehungsauftrag“ ernst. Das stellt diesmal der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR3) in seiner online-Reihe “Faktencheck” eindrucksvoll unter Beweis. Mit einem Aufklärungsvideo zum Thema Fleischkonsum, das sich zuvörderst an junge Menschen richtet, soll den Verbrauchern pünktlich zur Grillsaison die Freude am saftigen Steak genommen werden. „Papa, warum müssen wir immer Fleisch und Würstchen grillen, das ist doch schädlich für die Umwelt“, höre ich meine drei Kinder schon am gedeckten Gartentisch rufen.
Aber der Reihe nach: Gleich zu Beginn des „Werbevideos gegen den Fleischkonsum“ versichert der Moderator Dr. Philip Häusser: “Wir wollen niemanden bekehren oder andere Meinungen blöd darstellen. Unser Job ist es, Fakten zu checken, und zwar so, dass sich jeder seine eigene Meinung bilden kann.” Ein hoher Anspruch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, denke ich mir. „Fakten“ sind ja immer gut, solange sie auch stimmen und nicht einseitig vermittelt werden!
Aber aus welchen Quellen bediente sich die SWR-Redaktion eigentlich für diesen angeblich „neutralen“ Bericht? Auffallend ist, dass etwa ein Drittel der deutschsprachigen Verweise von NGOs und Umweltstiftungen stammen. Organisationen also, die ein eindeutiges (politisches) Ziel verfolgen. Hinzu kommen einige TV-Sender. Und nur ein weiteres knappes Drittel liefern offizielle Stellen, wie das Bundesumweltamt und Umweltministerium. Kann damit eine ausgewogene Berichterstattung funktionieren? Zweifel bleiben.
„90 Prozent aller Säugetiere auf unserer Erde leben, um geschlachtet zu werden”, heißt es beispielsweise in dem Beitrag. Eine starke These! Bedenkt man, dass es weltweit etwa 5.500 verschiedene Säugetiere gibt, mag man das kaum glauben. Und vor dem Hintergrund der derzeit in Australien grassierenden Mäuseplage (=Säugetiere) dürfte diese Zahl sowieso nicht stimmen:
Dann bemüht Häusser ein weiteres Argument, um uns Verbrauchern den Fleischkonsum zu vermiesen: Für ein Kilogramm Fleisch werden bis zu 25 Kilogramm Getreide und 25.000 Liter Wasser verbraucht. – Na, bekommen Sie schon ein schlechtes Gewissen? Auch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen: Denn selbst die renommierte Albert-Schweitzer-Stiftung nennt deutlich niedrigere Werte des Wasserverbrauchs als der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der hier offenbar ungeprüft von den Naturschutzverbänden abgeschrieben hat. Aber was viel entscheidender ist: Bei diesen Wassermengen handelt es sich nicht überwiegend um Trinkwasser, wie es den Anschein haben mag. Sondern um Niederschlagswasser, was auf Grün- und anderen Nutzflächen herabfällt. Die Wassermenge wird also nicht dem Grundwasser entnommen, sondern hinzugefügt. Es sorgt für den Wachstum der Pflanzen, die dann auch von den Nutztieren verbraucht werden. Zur Ehrlichkeit hätte gehört, dass der SWR diesen „Fakt“ in seinem Beitrag nicht unterschlägt.
In diesem Duktus geht der 11-minütige Beitrag dann weiter: Mit gefährlichem Halbwissen widmet sich der Moderator der Zerstörung des Regenwaldes. Dort wurden laut Aussage Häussers innerhalb eines Jahres 11.000 km² Tropenholz gerodet. Und meint dann: „Wir können allerdings nicht sagen, ob diese Flächen jetzt wirklich komplett für die Tierhaltung oder den Anbau von Tierfutter verwendet wurden.“ – Also nun doch kein „Faktencheck“? Mit ein paar Mausklicks hätte der SWR allerdings feststellen können, dass es eben nicht ausschließlich für die Landwirtschaft genutzt wird, sondern eine ganze Reihe anderer Erträge aus der Abholzung des Regenwaldes gibt (Bodenschätze, Aufbau von Infrastruktur, etc.).
Am Ende des Beitrags lässt Häusser dann die Katze aus dem Sack: „Dass Fleisch nicht so super ist fürs Klima, das war mir schon mehr oder weniger vorher klar.“ – Wenn diese Aussage nun noch den zumeist jüngeren Zuschauern in Erinnerung bleibt, dann war der öffentlich-rechtliche Erziehungsauftrag erfolgreich.
Fazit: Der Bericht ist kein Faktencheck, sondern einseitige Meinungsmache. Man will den Menschen in unserem Land wieder einmal ein schlechtes Gewissen machen, und mit dem gezielt an unsere Kinder gerichteten Beitrag eine gewisse “Erziehung” erreichen. Und das zu Lasten des ungefragten Gebührenzahlers, der die Kosten für die Filmerstellung getragen hat. Es wird deshalb höchste Zeit für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Hier können Sie sich den „Faktencheck“ anschauen:
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