Nicht-EU-Studentinnen und -studenten müssen zwingend vor ihrer Visumbeantragung in Deutschland den Nachweis eines monatlichen Einkommens in Höhe von 861 Euro verbindlich erbringen. Diese Studienvoraussetzung erfüllen die potentiellen Studenten über bei Kreditinstituten eröffnete so genannte „Sperrkonten“.
Ist das Geld dort deponiert, so wird es in monatlichen Raten in Höhe von 861 Euro, das entspricht dem Bafög-Höchstsatz in Deutschland, an die jeweiligen Studenten ausgezahlt. So ist das Prinzip, so soll es im zum Teil überregulierten, pflichtbewussten und überaus geordneten Deutschland für die ausländischen Studierenden funktionieren.
Studenten in Deutschland haben neben ihren Studiengebühren, Miete, Krankenkassenbeiträge, Kosten für Literatur die allgemeinen Lebenshaltungskosten zu tragen. Sie sparen sich die nötigen finanziellen Studienmittel lange zusammen oder leihen es sich von Verwandten, Bekannten und Freunden. Einige nehmen sogar ein Darlehen bei einem Kreditinstitut auf, um das ersehnte Studium in Deutschland beginnen zu können.
Sich auf den internationalen Ruf Deutschlands als Land mit „Recht und Ordnung“ verlassend, informieren sich interessierte Studenten aus dem Ausland über die Homepage des Auswärtigen Amtes, dem deutschen Außenministerium.
Dort wird eine geringe Zahl von möglichen Kreditinstituten und sonstigen Anbietern der von Studenten so dringend benötigen „Sperrkonten“ aufgelistet.
In dieser Liste findet sich seit Januar 2020 das Unternehmen „Bundesweites Anlagenmanagement UG“ (BAM) mit Sitz in Hamburg.
Dieses Unternehmen tritt den Studenten gegenüber jovial duzend als Makler auf. Es wickelt die Kapitaleinlage auf ein „Sperrkonto“ vorgeblich der Hinterlegung unter dem Namen der Studenten bei der Wiesbadener Aareal Bank ab. Für die Studenten entstehen für die Dienstleistung der BAM geringe Kosten in Höhe vom 60 Euro. Andere Anbieter verlangen 150 Euro für dieses Geschäft.
Der SPIEGEL berichtet von mehr als 700 Studierenden mit einem Gesamtvolumen von drei Millionen Euro, die die BAM insgesamt einsammelte und bei der Aareal Bank als Sichteinlagen hinterlegte.
Jetzt wird öffentlich, dass die BAM sodann das Kapital unter eigenem Namen in Wiesbaden einzahlte. Die Studenten erhalten schon seit Längerem keine Überweisungen aus „ihrem“ Sperrkonto. Praktisch stehen die Studierenden finanziell mittellos dar – sie stehen vor Existenzproblemen.
Laut SPIEGEL redet sich das Auswärtige Amt aus der Verantwortung, es prüfe die Rechtmäßigkeit der auf der Homepage aufgeführten Unternehmen nicht, es bewerbe diese Unternehmen für die Studierenden nicht aktiv.
Aktuell werde an einer Lösung für die Studierenden gearbeitet, versichert die vor einem Insolvenzverfahren stehende BAM. Die Aareal Bank hätte die Geschäftsbeziehung aus öffentlich nicht bekannten Gründen aufgekündigt. Jetzt müsste ein zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vorhandenes anderes Kreditinstitut einspringen, damit die Studentinnen und Studenten wieder liquide werden – leichter gesagt als getan.
Die außerhalb der EU hier in Deutschland Studierenden verließen sich auf die Informationen der deutschen Bundesregierung, die Daten auf der Homepage des Auswärtigen Amtes. Hier offenbart sich ein sich auf die Studierenden existenzbedrohend auswirkender menschlich charakterloser Skandal.
Auf die Studenten wirkt die Bundesrepublik Deutschland wie eine „Bananenrepublik“. Sie sind erschüttert über den genau nicht nach „Recht und Ordnung“ gelebten deutschen Umgang mit ihnen.
Die Studenten haben sich nach dem juristischen „Treu und Glauben“ auf Deutschland verlassen. Jetzt äußern sie: „Wer sich als Student auf Deutschland verlässt, der ist verlassen“.