Deutschland wäre durchaus in der Lage, auf große Teile der russischen Gaslieferung zu verzichten. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Das geht aus einem Bericht des Medienportals „The Pioneer“ hervor.
Demnach könnte Deutschland bis zum nächsten Winter, also sehr kurzfristig, insgesamt etwa 20 Prozent des Erdgasbedarfs ersetzen oder einsparen. Das entspricht einem Drittel der Gasimporte aus Russland.
Als Maßnahmen-Mix schlägt der BDEW vor:
- Erhöhung der Gasspeicher-Kapazitäten, höhere Auslastung der bestehenden Gas-Kraftwerke und der Reservekraftwerke.
- Neue Gas-Importe, u.a. aus Katar und Norwegen.
- Einsparungen bei den Privathaushalten. Durch eine Absenkung der Heiztemperatur und zum Teil fragwürdige Ersatzmaßnahmen (Heizen mit Holz, elektrische Heizlüfter) könnte der Bedarf im Privaten auf 15 Prozent abgesenkt werden. 21 Millionen private Haushalte in Deutschland nutzen Erdgas.
- Im Gewerbe, dem Einzelhandel und dem Dienstleistungssektor rechnen die BDEW-Forscher mit einem Einsparvolumen von 10 Prozent.
- In der Industrie sei das Einsparpotenzial mit nur acht Prozent deutlich niedriger, da Erdgas dort vor allem zur Erzeugung von Prozesswärme auf hohem Temperaturniveau und nach komplexen Verfahren genutzt wird. Eine Substitution sei schwierig.
Eine Abkehr der jahrzehntelangen Fokussierung auf Erdgas ist möglich. Die Umsetzung wird jedoch schmerzhaft. Voraussetzung dafür ist ein Umdenken. Das fällt in Deutschland gemeinhin nicht leicht.
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